Wissenswert – Auf den Skat reizen, oder lieber nicht?

Ich freue mich, Euch heute mal wieder einen Blogpost zum Thema Theorie beim Skat präsentieren zu können. Kennt ihr den Spruch: „Niemals auf den Skat reizen!“? Den Satz habe ich schon soooo oft gehört und jedesmal wenn ich ihn höre, läuft es mir kalt den Rücken runter, denn man kann (und darf) den Satz einfach so nicht stehen lassen.

Im Grunde genommen ist der Satz völlig falsch, denn der Skat gehört ja nun mal zum Spiel dazu. Selbstverständlich reize ich auf den Skat, damit ich (im besten Fall) 2 Karten austauschen kann. (Handspiel mal ausgenommen). Demnach muss ich auf den Skat reizen. Was denn sonst? Klar provoziere ich hier jetzt ein wenig, aber ich würde hier gerne mal mit dem Märchen aufräumen.

Richtig müsste es heißen: Nur auf den Skat reizen, wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, eine oder zwei gute Karten im Skat zu finden. Aber wann geht man nun ein kalkulierbares Risiko ein? Welche Konstellationen gibt es?

Der „Trick“ (welcher keiner ist!) ist, sein Blatt gut einschätzen zu können. Die Frage, die sich IMMER gestellt werden muss ist, wie viele Karten können mein Blatt überhaupt verbessern?

Beispiel 1
Beispiel 2

Beispiel 1:
Ein schöner Herz-Ansatz. Auf den Skat reizen? Wie viele Karten würden nun dieses Spiel verbessern?
Antwort: 2 Buben, 4 Herz-Karten, Karo-Ass, Kreuz-10 und Pik-10. Das ergibt 9 Karten, die dieses Spiel verbessern würde. Die Chance ist also laut unserer Tabelle der hypergeometrischen Verteilung bei satten 66%, dass mind. eine der gesuchten Karten im Skat liegt. Also durchaus ein Blatt, was man reizen sollte.

Beispiel 2:
Ein sehr guter Null-Ouvert-Ansatz. Wie viele Karten würden dieses Blatt verbessern?
Antwort: 2 fehlende Karo-Karten, Pik-9, Pik-10, Pik-Bube (sogen. Brückenkarte), Herz 7 und Kreuz 7. Das ergibt 7 Karten, die dieses Spiel verbessern würden. Die Chance liegt also bei etwas mehr als 50% zumindest 1 gute Karte zu finden, aber wir haben hier 2 „Baustellen“ im Blatt. Pik-K-8-7 ist so ziemlich die schlechteste Position beim Null, deshalb muss diese Baustelle auf jeden Fall geschlossen werden. Demnach muss die Schlussfolgerung lauten: Entweder muss eine der 3 möglichen Pik-Karten im Skat liegen (Wahrscheinlichkeit ca. 26%) oder wir benötigen zwingend 2 passende Karten im Skat. Leider beträgt die Chance nur unter 10%. Mathematisch also sehr gewagt dieses Blatt auf Null-Ouvert zu reizen.

An Beispiel 2 kann man aber sehr gut erkennen, warum notorische Skat-Reizer auf Dauer KEINEN Erfolg haben, denn die Wahrscheinlichkeit gleich 2 gute Karten zu finden ist eben in den meisten Fällen sehr klein.

Anzahl „guter Karten“, die das Spiel verbessern Wahrscheinlichkeit eine
gute Karte zu finden
Wahrscheinlichkeit zwei
gute Karte zu finden
19.10
217.700.40
326.001.30
433.802.60
541.104.30
648.106.50
754.509.10
860.6012.10
966.2015.60
1071.4019.50
1176.2023.80
1280.5028.60
1384.4033.80
1487.9039.40
1590.9045.50
1693.5052.00
1795.7058.90
1897.4066.20
1998.7074.00
2099.6082.20
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